„Der Parlamentarismus, das heisst die öffentliche Erlaubnis, zwischen fünf politischen Grundmeinungen wählen zu dürfen, schmeichelt sich bei jenen Vielen ein, welche gerne selbständig und individuell scheinen und für ihre Meinungen kämpfen möchten. Zuletzt aber ist es gleichgültig, ob der Heerde eine Meinung befohlen oder fünf Meinungen gestattet sind. – Wer von den fünf öffentlichen Meinungen abweicht und bei Seite tritt, hat immer die ganze Heerde gegen sich.“ |
– Nietzsche 1882 in seiner Fröhlichen Wissenschaft (KSA 3.174).
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Das Ganze wird ja nicht für die Wenigen veranstaltet, die bei Seite treten, Friedrich, sondern für die Heerde. Es ist für die Masse gedacht, als psychologische Entlastung, als Ventil für den Druck der Unzufriedenheit, als Beschäftigungsmittel und vor allem als Illusion von Beteiligung.
In den Wochen vor einer Wahl wird jeder, der bereit ist, sein Analphabeten-Kreuzchen zu machen, zum Souverän erklärt 🙂
„Wenn Wahlen etwas änderten,
wären sie längst verboten.“
– Kurt Tucholsky
Solange die Illusion als solche funktioniert, wird halt noch keine echte (!) Bürger-Beteiligung eingefordert.
Im Spiegel der Geistigen Reife gesehen, bewegen wir uns mit den albernen Plakat-Wahlen auf der Ebene von Kleinkindern (2).
Im Pool der „Nichtwähler“ befinden sich
auch ein paar jener… die bei Seite treten.
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»If voting changed anything, it would be made illegal.«
Mark Twain – wobei auch seine Urheberschaft nicht unumstritten ist.
Was aber Nietzsche betrifft: Was für goldene Zeiten, als es noch fünf verschiedene Meinungen gab!
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Wenn man das liest, glaubt man fast auch an Nietzsches ewige Wiederkehr des Gleichen!
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Hehe, wie wahr.
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